Kumpels

Made in Poland | 5/1985

Drei Garagen, drei Kumpels: Kauer bekommt schon eine Rente, Kapa und Vater arbeiteten noch untertage. Ihre Garagen bestehen weder aus genormten Elementen, noch aus den gleichen Materialien. Die Eigentümer besorgen die Baustoffe auf eigene Faust und so wird jede Garage ein Unikat „made in Poland“. Die meterlange Stahlbewehrung für das Fundament müssen sie wieder zurückbringen. Ein netter Milizist besucht sie am frühen Morgen und bittet freundlich darum. Die Stäbe waren lose und Kapa nahm sie versehentlich mit. Die Männer besorgen neue, stärkere. Das Fundament gleicht einem Bunker, der Architekt schmunzelt und winkt ab. Als die Männer vom Regen durchnässt die Betonsäcke durch die Stadt karren, hält sie ein Gesandter Gottes an. Der Pfarrer segnet sie und den Baustoff im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Sämtliche Bestandteile stellen sie selber her – Gasbetonsteine, Eisentore, selbst die weiße Farbe. Der Baugrund wird vom Bergwerk der Stadt verpachtet. Einst gehörten die Ländereien der Kirche.

Die drei Garagen sind fast fertig. Dachrinnen werden gerichtet. Tochter und Mutter nähern sich der Baustelle. Von weitem entsteht ein Foto. Das erste und zweite Negativ haben Verfärbungen und Schäden. Man erkennt die Halden im Hintergrund kaum. Über eine Leiter klettern sie auf das Dach.

Die Kumpels richten gerade die verzinkten Dachrinnen, die sie zuvor in einer Zechenwerkstatt formten. Kauer kommt hinzu, meine Schwester wechselt den Sitzplatz, meine Mutter macht ein letztes Foto. Zu sehen ist eine der letzten Fotostrecken, die meine Mutter in unserer Stadt macht. Zwei Jahre später verlassen wir dieses wundersame Land für immer.