Biwak
1983 | Nysa 1/2
Die heißen Sommertage endeten mit einem geselligen Lagerfeuer. Auf den Fotos ist gut erkennbar, wie sich nach und nach Menschen an einer Feuerstelle versammeln. Letzte Sonnenstrahlen erreichen die Biwakstelle, bevor die Dämmerung Einzug hält. Das Abendlicht taucht die Umgebung in warme Töne, weit oberhalb des Stausees, an dem noch wenige Minuten zuvor das Strandleben pulsierte. Ein drehbarer Spieß wird provisorisch angefertigt und ein großes Stück Schwein über das Feuer gespannt. Man findet zusammen.
An diesem Abend drückt meine Mutter sechsmal den Auslöser. Sechs Mal eingefrorene Photonen, sechs Mal Erinnerungen an ein Land der Entbehrungen und unerreichbarer Träume, ein Land, dessen Image negativer ausfällt als seine Realität es vielleicht war. Unumstritten bleibt die Ansicht, dass das Leben in der Volksrepublik für die meisten hart und mühsam war, umso unerklärlicher ist die Tatsache, dass ein Teil meiner Generation bewegt und idealisierend auf jene Jahre zurückschaut in der Überzeugung, man hätte Schwein gehabt, seine Jugend in diesem System verbracht zu haben. Wie verklärt solche Anschauungen sind, lässt sich in Anbetracht der Fotos nicht genau sagen – stets zeigt meine Mutter eine heile und gute Welt. Man sagt, Erinnerungen blenden vieles aus und doch scheinen die positiven Empfindungen dieser Menschen eine Daseinsberechtigung zu haben, die durch die Fotos meiner Mutter bekräftigt wird.