Surfing
1983 | Nysa 1/2
Unsere Familie entschied sich dafür, zu campen und in einem Zelt zu schlafen. Die Möglichkeiten, die Sommerferien zu verbringen, waren vielseitig: vom Hotelurlaub in den Bergen im Inland oder in gleichgesinnten Ländern, am See im Bungalow, bis hin zum Biwak in der Wildnis. Egal, wofür wir uns gerade begeisterten – körperliche Aktivität stand für uns stets im Vordergrund und hat den Verlauf unseres Lebens mitbestimmt. Wir probierten Wasserski, segelten, wanderten im Riesengebirge oder in der Hohen Tatra, fuhren Kajak und spielten Volleyball am Strand. Etwa die Hälfte aller gefundenen Fotografien meiner Mutter zeigen solche Situationen, die in den Sommerferien aufgenommen wurden. Oft endeten die heißen Sommertage mit einem geselligen Lagerfeuer, an dem mit anderen Menschen gemeinsam gespeist wurde. Sehr häufig finden sich Fotos vom Zelturlaub, auf denen ein weiter Sandstrand und ein See zu sehen ist.
Repräsentativ für diese Tage habe ich zwei Bildstrecken ausgesucht, die am gleichen Tag aufgenommen wurden. In der ersten Sequenz zeigt meine Mutter in sieben Bildern, wie mein Vater versucht, das Surfen zu erlernen. Kurz darauf entstand die zweite an der Biwakstelle. Beide Serien sprechen mich durch ihre Gelassenheit und Besonnenheit an. Sie zeigen ein unbeschwertes Leben und lassen mich über den Begriff der Freiheit reflektieren. Ich denke über die Gründe für das Scheitern des sozialistischen Modells nach, einer Lebensart, die sich paradoxerweise nach grenzenloser Freiheit und Glück anfühlte, doch stets in Diskrepanz zur diktatorischen Repression stand, die unsere Familie mit Härte zu spüren bekam.